Gelassenheit
“Gott gebe mir die Gelassenheit
Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann.
Den Mut, Dinge zu verändern,
die ich ändern kann
und die Weisheit das Eine vom Andern zu unterscheiden.”
Dieser sogenannte Gelassenheitsspruch ist mir immer wieder im Kopf, wenn ich mich oder Andere erlebe, die ihre ganze Kraft in etwas hängen, was sie nicht verändern können. Damit fluten wir unseren Körper mit Stresshormonen wie Adrenalin, das uns auf Dauer richtig krank macht. Wir nehmen Energie von denen, bei denen wir uns laut aufregen. Wir werden, wenn wir mit dem Hadern nicht aufhören irgendwann verbittert sein…
Manche verwechseln dieses Hadern mit Fühlen.
Doch das stimmt nicht. Beim Fühlen geht es darum, Deine eigene Wut in diesem Fall zu ergründen, zu akzeptieren und die Verantwortung für dein eigenes Gefühl zu übernehmen. Damit bist du nämlich an der einzigen Stelle, die wirklich Veränderung bringen kann. Vielleicht bist du wütend auf das Leben, auf eine andere Person, auf eine bestimmte Eigenschaft oder Verhalten, auf Dich selbst…
Was immer es ist, ergründe es um deinetwillen. Jedes Gefühl will gesehen werden und von dir als deines anerkannt werden.
Und wenn du dann weiter gehen möchtest und etwas heilen, dann öffne dich zuerst und sei bereit dich auf einen Standpunkt zu stellen, dass absolut alles möglich, alles denkbar und ganz anders sein kann, als du bisher dachtest und wusstest. Und stelle dir die Frage: “Warum bin ich traurig? Was macht mich so wütend? Wo habe ich das, was ich verurteile in mir und verurteile es dort? Was kann ich mir geben oder für mich tn, damit es mir besser geht?
Und dann schau, ob sich etwas von deinem Grundgefühl geändert hat. Du fühlst Trauer? Das ist ein ganz normales Gefühl, wenn man etwas oder jemanden verloren hat. Man darf trauern. Wenn du in deiner Trauer die Dankbarkeit für das gemeinsam Erlebte fühlen kannst und egal, ob der Mensch noch lebt oder schon hinübergegangen ist- demjenigen deine Wertschätzng auch nochmals ausdrücken kannst, dann wandelt sich Ohnmacht und Widerstand irgendwann in deiner Zeit in Frieden.
Das Leben ist Veränderung und kein Tag und keine Gelegenheit kommt jemals so wieder. Je mehr wir im Jetzt die Gegenwart als einmaliges Geschenk erleben und fühlen können, desto erfüllter und gelassener werden wir sein.
Für Stefan und mich ist diese Art der Gelassenheit gerade so präsent, trotz ALS und den sichtbaren Einschränkungen. Auch ich hatte im letzten Jahr zweimal die Panik, dass ich eine Panikattacke bekommen würde. Schließlich weiß ich, wie so etwas ist und einen außer Gefecht setzen kann. Zum Glück habe ich sofort gewusst, wie ich mir helfen konnte und so in den ersten paar Minuten das Ganze noch wenden können. Und das geschah immer, wenn die Angst und Sorge, ausgelöst durch eine Verschlechterung, von mir Besitz ergriff.
Sorgen sind Gedanken. Und mit Gedanken erschaffen wir uns unsere Welt. Und ohne die Sorge hätte es auch keine Panik gegeben. Das klingt einfach, geht ja aber so schnell, dass man nur über stetiges Sich-Bewusst-Werden und Kontrollieren von Sorgen-Gedanken, langsam sein Grundgefühl verändern kann. Und dennoch kann ich nicht wissen, ob ich nicht wieder in Sorge verfallen werde. Das ist ja auch nicht schlimm, wichtig ist, dass ich weiß, wie ich heraus kommen kann.
Und da alles dies im Kopf geschieht, sage ich zu mentalen Themen immer, dass sie viel einfacher zu handhaben sind. Kopf-Programme kann man durch neue Kopf-Programme ersetzen. Und die Gelassenheit, Dinge hinznehmen, die ich nicht ändern kann, setzt voraus, dass ich das Leben anderer Menschen und das Leben selbst nicht steuern kann. Ich kann denjenigen helfen, die sich gerne von mir helfen lassen möchten und sich öffnen und sie mitnehmen in Räume, die ich schon kenne, der Andere aber noch nicht. Helfen eine Erfahrung zu ermöglichen, die den Menschen dorthin bringen können. Tipps geben, wenn sie jemand möchte. Mehr nicht.
Heilen kann sich jeder nur selbst und nur mit dem, was er in sich trägt. Den Weg zu sich selbst zu finden, was viele gerne möchten, braucht immer einen mutigen Schritt, eine Entscheidung und auch da wird das Leben die richtigen Begleiter auftauchen lassen. Und wieder geht es darum, wie man auf das Leben reagiert, wie man den Gelegenheiten in seinem Leben antwortet…
So wünsche ich von Herzen
dir uns mir und uns in diesem jungen Jahr,
dass wir die Gelassenheit haben für alte Dinge, die wir nicht ändern können, diese zu akzeptieren und in Frieden zu kommen und den Mut, das, was in uns rumort und Unfrieden stiftet anzuschaen und zu heilen.
So dass wir unsere Kraft nutzen können, um in unserem Alltag einfach nur in der Ruhe und im Frieden zu sein, zu fühlen un dzu genießen und jeden Tag auszukosten. Es könnte unser letzter sein.