Das seltsame “Ding” mit der Kontrolle…
Immer dieser Kontrollzwang
Manche von uns haben in ihrer Kindheit eine Wahnidee entwickelt, die heissen könnte:“Wenn ich gut genug aufpasse, wird es nochmal gut ausgehen.”
Erlebt man als Kind Gewalt oder ständige Gefahr durch unberechenbare Ausbrüche von Elternteilen, zum Beispiel sehr oft bei Alkoholsucht, dann entwickelt das Kind eine Überlebensstrategie. Es lernt auf einer unsichtbaren und unbewussten Ebene Energien zu kontrollieren und stimmt sein eigenes Verhalten darauf ab. Anstatt vielleicht seine eigene Meinung zu sagen oder zu spielen oder einfach nur Kind zu sein, verhält es sich angepasst und bietet möglichst überhaupt keinen Grund auch nur annähernd Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Oder es kontrolliert die Lage und greift unbewusst an gefährlichen Stellen ein.
Das Kind fühlt sich zusätzlich meist schuldig, wenn etwas geschieht, das nicht in seiner Macht steht, denn die Erwachsenen sind in den Augen des Kindes erst einmal richtig und allwissend. Also muss es selbst dann ja unzulänglich und verkehrt sein.
So kann sich ein regelrechter Kontrollzwang entwickeln, wobei alles und jedes Verhalten Anderer versucht wird zu kontrollieren, zu steuern, etwas aus- oder einzureden, zu bewerten und damit zu manipulieren. Ich habe beobachtet, dass solche Menschen als Erwachsene sehr oft auch eine Arbeitssucht entwickeln. Sie definieren sich über Leistung und glauben, dass man mit einem festen Willen alles erreichen kann. Bis ein “unverzeihlicher Fehler” geschieht…
Irgendwann kippt nämlich das Ganze. Irgendwann reicht die Kraft nicht mehr oder andere Menschen begehren auf und man bekommt Beziehungsprobleme. Oder das Leben zeigt einem auf seine ganz eigene Weise, vielleicht über Unglück oder Verlust, dass sich das Leben selbst nun mal eben nicht kontrollieren lässt.
Das Leben kann man nur annehmen, jeden Tag dankbar annehmen. Und dann, zusammen mit seinem ganz eigenen Selbst-Sein sein Jetzt für sich gestalten. Dass man das Leben selbst kontrollieren könnte, ist und bleibt eine Wahnidee, die es loszulassen gilt, ansonsten kann es sich sehr unangenehm entwickeln für die betroffen Person. Der Satz: „ich muss alles im Griff haben“ oder „die Situation entgleitet mir“, kann schon ein Hinweis auf solche Gedanken geben.
Jetzt, an der Türschwelle zum neuen Jahr ist ein guter Zeitpunkt seine eigenen, selbstgemachten „Wahnideen“ (so nennt es die Homöopathie) oder auch Glaubenssätze, das klingt etwas annehmbarer für manche, bewusst zu machen und ganz ehrlich zu hinterfragen, ob sie für 2017 auch noch tragfähig und vor allem dienlich sind.
Wenn nicht: schreibe dir einen neuen Satz! Du schreibst deine Programme nämlich immer selbst…
Weil es so schön zum Thema Kontrolle passt, zitiere ich hier nochmals diesen alten Weisheitssatz, der dem vermeintlichen “Kontrollieren-Müssen” soviel entgegen zu setzen hat:
“Gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom Andern zu unterscheiden!”
Das ist übrigens ein Gebet. Und ein Gebet hilft beim Abgeben und Loslassen ungemein. Einfach mal ausprobieren…