Es wiederholt sich so lange, bis einer es beendet…
Der Moment, in dem einem klar wird, dass man mit seinem ganzen Leben eine unaufgelöste Familientragödie wiederholt hat, ohne dies je gewollt oder im Bewusstsein gehabt zu haben, der fühlt sich meist gruselig an. Schwer ist es, dies in Worte zu fassen. Da tauchen plötzlich im Prozess alte Missbrauchs-Erlebnisse auf, von denen man geglaubt hatte, dass sie nicht wirklich etwas mit einem gemacht haben. Doch plötzlich zeigen sie ihr wahres Gesicht und Gefängnisse, die ein Leben lang gequält haben werden erkannt und bewusst. Das fühlt sich meist nicht schön an.
Dazu kommt noch, dass prompt auch die Menschen aus dem eigenen Familien-System auf Veränderungen reagieren. Manche sind so bewusst, dass sie die Gelegenheit nutzen, um bei sich selbst zu schauen, andere reagieren in ihrem alten Muster, aber alles kommt in Bewegung, wenn einer arbeitet.
Ja, und was, wenn plötzlich erkannt wird, dass es diese Geschichte schon in vielen Generationen der Ahnenreihe gab. Dass sich stets wiederholte, was nie erlöst wurde. Dass Familiengeheimnisse solange ihre starke und zerstörerische Kraft haben, bis einer sie anschaut und erlösen hilft.
Doch, wie schön, wenn es dann tatsächlich geschieht und man ganz tief in sich spüren kann, dass man nicht nur für sich, sondern für die Kinder und Kindeskinder und schlussendlich für uns alle einen riesigen Heilungs- und Erlösungsschritt gewagt hat, den man in Worten nur sehr schwer ausdrücken kann. Vielleicht hat ja jemand so etwas schon erlebt und ahnt, was ich hier zu beschreiben versuche. Ich erzähle dies, weil ich es gerade wieder in der Praxis miterleben durfte, aber auch weil ich es selbst erlebt habe in meinem eigenen Leben und vom Leben dadurch immer wieder berührt werde und tiefe Dankbarkeit spüre, dass so etwas möglich ist und ich Menschen dabei begleiten darf.